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Draft:Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands

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Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD)

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Das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) ist ein linguistisch-onomastisches Forschungsprojekt, das sich mit der Herkunft, Bedeutung und Verbreitung von deutschen Familiennamen beschäftigt. Ziel des namenkundlichen Projekts ist die Erstellung eines umfassenden, digitalen und frei zugänglichen Nachschlagewerks zu Familiennamen, das sowohl der wissenschaftlichen Forschung als auch der interessierten Öffentlichkeit dient. Das DFD ist als Langzeitvorhaben angelegt, das 2012 begonnen wurde und voraussichtlich 2035 endet.

Hintergrund und Zielsetzung

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Das Projekt wurde von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz in Zusammenarbeit mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Technischen Universität Darmstadt ins Leben gerufen. Es wird im Rahmen des Akademienprogramms gefördert, das langfristige geisteswissenschaftliche Forschungsvorhaben unterstützt. Das DFD setzt sich zum Ziel, systematisch etymologische, phonologische und soziokulturelle Informationen zu Familiennamen zu erfassen und in einer digitalen Datenbank bereitzustellen.

Bei der Recherche und Deutung jedes Namens werden folgende bereits existierende Familiennamenlexika kritisch berücksichtigt: Brechenmachers Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen.[1], Gottschalds Deutsche Namenkunde[2], Kohlheim/Kohlheims Duden Familiennamen[3], Naumanns Das große Buch der Familiennamen[4] und Zoders Familiennamen in Ostfalen[5]

Die Hauptaufgaben des Projekts umfassen:

  • Zusammenführung von konkurrierenden Deutungsansätzen aus der bestehenden Familiennamenliteratur
  • Präzisierung und Erweiterung bestehender Deutungen um zusätzliche Informationen
  • Neubewertung früherer Deutungen durch den Ausschluss unwahrscheinlicher Deutungen
  • erstmalige Aufnahme von Namen, die Varianten häufiger Familiennamen darstellen (die bereits in einem Wörterbuch enthalten sind) und daher keiner neuen Deutung bedürfen
  • erstmalige Deutung von Familiennamen, die in keinem der überregionalen Wörterbücher verzeichnet sind und erstmals interpretiert werden müssen
  • Neudeutung von Familiennamen, wenn keine der bisherigen Deutungen zutreffend ist oder eine neue Deutung bestehende ergänzt

Methodik und Inhalte

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2005 existierten in Deutschland schätzungsweise 850.000 unterschiedliche Familiennamen. Die derzeit vorhandenen Familiennamenlexika enthalten nur maximal 70.000 verschiedene Namen – weniger als 10% der Gesamtzahl. Das DFD erfasst jeden in Deutschland vorkommenden Familiennamen mit mindestens zehn Telefonanschlüssen, bis zum Projektende sollen circa 200.000 Familiennamen bearbeitet werden.

Die Ermittlung der Frequenz und Verbreitung der Familiennamen in Deutschland basiert auf den Einträgen von Telefon-Festnetzanschlüssen (nur private Anschlüsse, keine Geschäftsanschlüsse etc.) der Deutschen Telekom vom 30.06.2005. In diesem Jahr besaßen 92 Prozent der Haushalte einen Festnetzanschluss.[6] Pro Telefonanschluss ist von circa 2,9 Personen, d.h. Namenträger*innen auszugehen.

Das DFD erfasst und analysiert Familiennamen aus unterschiedlichen sprachlichen und regionalen Kontexten, wobei folgende Aspekte im Fokus stehen:

  • Etymologie: Herkunft und ursprüngliche Bedeutung der Namen
  • Phonologische und morphologische Struktur: Lautliche und grammatische Eigenschaften
  • Geographische Verbreitung: Kartographische Darstellung der Namenverbreitung
  • Soziokulturelle Aspekte: Historische und gesellschaftliche Hintergründe

Die Datenerhebung erfolgt unter Einbeziehung historischer Quellen, digitaler Namensdatenbanken und korpuslinguistischer Methoden. Dabei werden nicht nur deutsche, sondern auch Familiennamen aus anderen Sprachen berücksichtigt.

Darüber hinaus stellt das Wörterbuch thematische Informationen zu Familiennamen aus anderen Sprachräumen bereit, darunter beispielsweise französische, türkische und chinesische Familiennamen. Ergänzend dazu bietet das DFD ein Glossar, das zentrale linguistische bzw. onomastische Begriffe erläutert.

Digitale Umsetzung und Zugriff

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Die Ergebnisse des Projekts werden in einer Online-Datenbank zur Verfügung gestellt, die für die wissenschaftliche Community und die öffentliche Nutzung zugänglich ist. Das Wörterbuch ist seit 2015 online verfügbar. Nutzer können gezielt nach Namen suchen und detaillierte Informationen zu deren Herkunft und Frequenz abrufen. Zudem sind Karten zur (historischen) geographischen Verbreitung der Namen integriert. Das Wörterbuch wird sukkzessive alle zwei Wochen um circa 400 Namenartikel erweitert. Aktuell sind bereits 80.175 Familiennamenartikel veröffentlicht (Stand März 2025).

Sonstiges

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Beteiligung an der Mainzer Namentagung

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Das DFD ist an der Organisation der Mainzer Namentagung beteiligt, einer wissenschaftlichen Konferenz zur Namenforschung. Diese Tagung bringt regelmäßig internationale Expertinnen und Experten aus den Bereichen Onomastik, Linguistik und Geschichtswissenschaft zusammen, um aktuelle Forschungsergebnisse und methodische Ansätze zu diskutieren.

Wissenschaftskommunikation

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Das Projekt veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen thematische Namenspecials, beispielsweise zur Weihnachtszeit oder Fußball-Wm.

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Einzelnachweise

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  1. ^ Brechenmacher, Josef Karlmann (1957–1963). Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen (2 Bände).
  2. ^ Gottschald, Max (2006). Deutsche Namenkunde.
  3. ^ Kohlheim, Rosa; Kohlheim, Volker (2005). Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung [von 20.000 Nachnamen].
  4. ^ Naumann, Horst (2007). Das große Buch der Familiennamen.
  5. ^ Zoder, Rudolf (1968). Familiennamen in Ostfalen (2 Bände).
  6. ^ Nübling, Damaris; Kunze, Konrad (2003). Kleiner deutscher Familiennamenatlas. Entstehung, Gebrauch, Verbreitung und Bedeutung der Familiennamen. De Gruyter. p. 2. doi:10.1515/9783110607284. ISBN 978-3-11-060728-4.

References

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